BODHI-BAUM. FORTSETZUNG
Ich habe gedacht, dass ich meinen Bohdi-Baum vergessen könnte, aber heute Morgen denke ich wieder an einen Bohdi-Baum.
Der richtige Name des Bohdi-Baums ist Pippala-Baum oder Pipalbaum {Pappel-Feige}, eine Pflanzenart aus der Gattung Feigen (Ficus religiosa). Die Buddhisten nennen ihn Bohdi-Baum als Symbol der Erinnerung an den Baum, unter dem Shakyamuni Buddha die Erleuchtung erlangte. Als Buddhistin habe ich auch Ehrfurcht vor dem Buddha und ich habe geglaubt, dass der Bodhi-Baum mir eine erleuchtete Weisheit darstellt. Daher gab es eine Zeit, in der ich mir einen eigenen Bodhi-Baum im Zimmer wünschte.
Ich bin mehr als zehn Mal zu dem Bodhi-Baum in Bodh Gaya (Indien) gekommen, um ihn zu bewundern. Da der Buddha Shakyamuni, wie die Geschichte schrieb, die Erleuchtung unter diesem Baum erlangte.
Der Bodhi-Baum dort ist wirklich riesig groß, sein Stammdurchmesser erreicht wahrscheinlich eine Umarmung von zwei bis drei Erwachsenen. Seine Äste breiten sich weit und breit aus und wachsen hoch über das Dach des Tempels hinaus. Er spendet einen großflächigen Schattenbereich um sich herum. Dieser Baum ist nicht derselbe Baum, der den Buddha vor mehr als zweitausend Jahren während der Meditation vor Sonne und Regen schützte. Dieser uralte Bodhi-Baum wurde mehrmalig fast völlig zerstört aber er fing immer wieder neu an zu wachsen, wie die auf und ab gehende Entwicklungsgeschichte von Indien, wie die spirituelle Geistesentwicklung eines Meditierenden.
Bohdi-Bäume gehören zu den jahrhundertealten Bäumen mit einem großen Baumstamm und einer breiten Baumkrone. Sie wachsen überall wild in Indien. Sie brauchen keine besondere Pflege. Ihre Samen werden mit dem Wind überall verstreut, dann kommen die Sonne, der Regen und günstige Wetterbedingungen und die Samen gedeihen, sie wachsen hoch und werden mit der Zeit irgendwann zu einem Pappel-Wald.
Wenn sie so pflegeleicht sind, warum kann ich denn keinen Bodhi-Baum behalten? Alle meine drei Bäume sind verdorrt?
Auch ein Bodhi-Baum möchte in der Natur frei wachsen. Ich habe ihn jedoch zu meinem eigenen Baum gemacht. Ich habe seine Wurzeln abgeschnitten, ihn dann in einen kleinen Topf gegeben. Er hatte nicht genug Erde, nicht genug Wasser um zu wachsen. Ich habe ihn dann in einen Innenraum gebracht, wo er nicht genug Luft zum Atmen hatte, wie kann er denn überleben?
Er hat trotzdem stillschweigend die neuen Lebensbedingungen akzeptiert, er verwelkte nur. Warum habe ich es nicht gemerkt und ihn zurück in die Natur gegeben? Ihn auf einen wilden Platz gesetzt? Er würde die Mittagssonne, den Morgentau einfangen, er würde mit dem Wind spielen. Das ist sein Leben. Er würde zu einem großen Baum wachsen, der hoch in den Himmel ragen würde.
Nur weil ich verblendet bin, wollte ich ihn in meinem Zimmer haben, damit ich jeden Tag seine grünen Blätter sehen kann und ich mich glücklich fühle. Wenn man einen Baum, der im wesentlichen uralt ist, nicht wachsen lässt und ihn in einen winzigen Baum verwandelt, kann er logischerweise nur schwach wachsen, wird zerbrechlich und vergänglich sein.
Oh, mein Bodhi-Baum, warum ist diese Lektion so schmerzhaft?
Ich habe mich an die Lehre des Buddhas erinnert: „Sobald man einen Bezug zu etwas hat, dann leidet es. Zum Beispiel: wenn ich jemanden liebe, möchte ich normalerweise, dass diese Person mir gehört. Aber wie kann dieser Mensch in meinem Gefängnis leben, obwohl es aus Gold gebaut wurde? Dieser Mensch muss unter diesen Umständen leiden und er stirbt allmählich, also werde ich auch darunter leiden, wenn er stirbt und ich würde sogar noch mehr darunter leiden müssen, wenn dieser Mensch von mir weg fliehen würde“.
Was soll man denn machen, damit man kein Leiden hat? Die Antwort ist logisch: „Wenn es keine Zuneigung zu jemandem oder zu etwas gibt, dann wird es kein Leid geben“.
Wenn man gelassen lebt und man behandelt alle Wesen gleichwertig, dann hat man keinen Bedarf mehr „etwas für sich zu beanspruchen“ und wenn es kein mein, Dein, sein mehr gäbe, dann würde es kein Leid mehr, keine Weltzerstörung mehr geben.
Die Entstehung, Existenz, Verfall und Zerstörung ist ein Naturgesetz, das nicht vermieden werden kann. Glückseligkeit oder Traurigkeit sind überflüssig. Ein weiser Mensch würde weder glücklich noch traurig nach einer Entstehung oder Zerstörung eines Phänomens sein.
Ich verabschiede mich hiermit, meine drei Bodhi-Bäume.
Sunyata Zentrum, den 12-6-2024
TN
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