DAS TOR ZUR WEISHEIT
Die Weisheit, über die ich hier sprechen will, ist ein Vipassanā. In diesem Artikel möchte ich die Grundlagen der Achtsamkeit in dem Nikāya-Sutra untersuchen.
In unserem Leben wurde oft von: "Kontemplation der vier edlen Wahrheit" geredet. Im Nikāya-Sutra wurde aber " Kontemplation über die Natur des physischen Körpers " (Kāya-anupassanā) geschrieben. Heute klassifizieren viele Ehrwürdige das Satipatthana Sutra als ein Vipassanā, also eine Weisheit. Aus diesem Grund betrachte ich in diesem Artikel das Wort Vipassanā als eine Weisheit. Eine Weisheit für die Praxis. Anupassanā ist auch eine Weisheit oder es kann zur Entwicklung einer Weisheit führen. Wohlgemerkt, ein Name oder eine Klassifizierung hat nur einen relativen Wert.
Das Satipatthana Sutta wurde von dem Buddha eingeleitet:
" Ihr Mönche, dies ist der direkte Weg, der zur Läuterung der Wesen, zur Überwindung von Kummer und Wehklagen, zum Beenden von Dukkha und Betrübtheit, zum Erlangen der richtigen Methode, zur Verwirklichung von Nibbāna führt, nämlich die Vier Grundlagen der Achtsamkeit."
Am Ende des Suttras erwähnte der Buddha erneut: "Ihr, Bhikkhus, dies ist der einzige Weg“…Warum ist es der einzige Weg? Lass uns ihn gemeinsam untersuchen.
In der Einleitung erfahren wir, daß Satipaṭṭhāna die höchste Kultivierungsmethode für einen Praktizierenden ist, die zum Arahat oder zum Erlangen des Nirvanas führen kann. Die Kunst, die Aufmerksamkeit eines anderen auf sich zu ziehen, besteht darin, die herausragenden Ergebnisse von "Satipatthana" in der Einleitung klar darzustellen, die ein Praktizierender am Ende seiner Kultivierung erreichen kann.
Schon in den ersten Sätzen der Einleitung erkennen wir, dass dieses Sutra die 4 folgenden Grundlagen beinhaltet:
* Betrachtung des Körpers (Kāyānupassanā)
* Betrachtung der Gefühle (Vedanānupassanā)
* Betrachtung des Geistes (Cittānupassanā)
* Betrachtung der Mentalität (Dhammānupassanā)
Die vier Edlen Wahrheiten
Diese vier Abschnitte werden kohärent dargestellt, vom einfachen Konkreten bis hin zum subtileren Abstrakten. Der Körper ist der physische, konkrete Teil, der mit den Sinnen und dem Intellekt erkennbar ist. Das Gefühl wird als ein Übergang zwischen Körper und Geist gesehen, der auch noch erkennbar ist, obwohl er schon etwas abstrakt ist. Der Geist ist völlig abstrakt. Am schwierigsten ist es aber, das Dharma zu erkennen, das im Geist existiert.
Und jeder dieser Abschnitte ist in weitere Unterabschnitte gegliedert.
Körperlichkeit hat insgesamt 12 Unterabschnitte:
1- Die Atemachtsamkeit (Ānāpānasati)
2- Die vier Körperhaltungen (Catuiriyāpatha)
3- Die vier Grundelemente (cattāro mahābhūtāni) Erde, Wasser, Feuer und Luft.
4- Die Einsicht (Wissenklarheit)
5- Die Körperteile (sabbakicca)
6- Die neun Leichenfeldbetrachtungen (Asubha)
Die Empfindung hat 6 Unterabschnitte:
1- Angenehmes Gefühl des Körpers.
2- Angenehmes Gefühl, das nicht vom Körper stammt.
3- Schmerzhaftes Gefühl des Körpers.
4- Schmerzhaftes Gefühl, das nicht vom Körper stammt.
5- Ein weder-schmerzhaftes-noch-angenehmes Gefühl des Körpers.
6- Ein weder-schmerzhaftes-noch-angenehmes Gefühl, das nicht vom Körper stammt.
Geist 8 Unterabschnitte:
1- Geist mit Gier/Geist ohne Gier
2- Geist mit Hass/ Geist ohne Hass
3- Geist mit Täuschung/ Geist ohne Täuschung
4- eingeschränkter Geist/ uneingeschränkter Geist
5- innerlich eingeengter Geist/ äußerlich zerstreuter Geist
6- nicht erhabener Geist/ erhabener Geist
7- in Samādhi versunkener Geist/ nicht in Samādhi versunkener Geist
8- befreiter Geist/ unbefreiter Geist
Dharma: 5 Unterabschnitte
1- Die fünf Hindernisse
2- Die fünf Daseinsgruppen
3- Die sechs Grundlagen
4- Die sieben Erleuchtungsglieder
5- Die vier Edlen Wahrheiten
Wir überfliegen einfach das Satipatthana Sutra, da wir ja festgestellt haben, daß dieses Sutra, auch ähnlich wie die Praxis, viele Unterabschnitte hat.
Nun versuchen wir, die praktischen Schritte zu analysieren. Dieser Teil ist sehr wichtig.
Der erste Übungsschritt: Die meisten Abschnitte beginnen mit der einfachen "Wahrnehmung", insbesondere aber der Abschnitt der Vier Edlen Wahrheiten. " das Objekt Wahrnehmen, so wie es ist", betont das Verständnis der Neutralität der Wahrnehmung (Yathābhūta). Diese objektive Wahrnehmung ist der diamantene Schlüssel, der die Tür der Weisheit öffnen kann. Sobald die 6 Sinnesorgane die Welt mit Yathābhūta wahrnehmen, werden wir befreit. Befreiung hier bedeutet, dass wir die Welt um uns herum gut verstehen können:
- Befreiung des Geistes: Der Geist ist frei von den Trieben, Anhaftungen, schlechten Gewohnheiten, Leidenschaften, Trägheit, Sucht.
- Befreiung der Wahrnehmung: die Wahrnehmung ist objektiver- direkter.
- Befreiung von Weisheit: Gewinn von neuen Erkenntnissen, klarem Wissen.
Weisheit (Pajānāti) oder „Achtsamkeit“ (Sati) oder „Rechte Achtsamkeit“ (Sammāsati) wie es im Nikāya-Sutra niederschrieben wurde, ist gleichbedeutend. Es handelt sich um die Funktion eines wahren Geistes: ein klares, ruhiges, objektives Wissen.
Und so beginnen wir mit dem ersten Schritt in der Praxis, ein reines, ruhiges, objektives Erkennen eines Natur-Geistes zu nutzen. Daher ist dieses Nikāya-Sutra für die Mönche vorgesehen, die schon eine Weile praktiziert und bereits eine gewisse Erfahrung von kognitiver Erkenntnis haben.
Kognitive Erkenntnis wird auch gerne benutzt, um den Zustand eines Geistes zu bezeichnen, bei dem er keine bösen Gedanken mehr hat. Auch wenn wir noch Bewertung oder Unterscheidung zwischen Gut und Böse machen, auch wenn wir uns noch Gedanken über eine Sache machen oder irgendetwas auswendig lernen..., unabhängig davon, ob es sich um ein Objekt handelt, das sich im Geist oder außerhalb des Geistes befindet.
Der zweite Übungsschritt:
„Auf diese Weise verweilt er hinsichtlich des Körpers, den Körper innerlich betrachtend, oder er verweilt hinsichtlich des Körpers den Körper äußerlich betrachtend, oder er verweilt hinsichtlich des Körpers, den Körper sowohl innerlich als auch äußerlich betrachtend. Er verweilt, die Natur des Entstehens im Körper betrachtend, oder er verweilt, die Natur des Vergehens im Körper betrachtend, oder er verweilt, die Natur sowohl des Entstehens als auch des Vergehens im Körper betrachtend. Die Achtsamkeit ‚Ein Körper ist da’ ist in ihm gegenwärtig in dem Maße, das zum reinen Erkennen und für andauernde Achtsamkeit erforderlich ist und er verweilt unabhängig, an nichts in der Welt haftend. Genauso verweilt er hinsichtlich des Körpers, den Körper betrachtend“.
Dieser Schritt ist wirklich eine Kontemplation im Sinne von "rechtes Denken/rechte Achtsamkeit"(Yoniso manasikàra), so dass der Buddha, wie er im Nikāya-Sutra schrieb, den Mönchen oft erklärt hatte: dem Dharma gut zuhören und nachzudenken, um es gut zu verstehen und zu verinnerlichen.
Wenn wir den obigen Absatz sorgfältig lesen, erkennen wir, dass der Buddha das ursprüngliche Thema erweitert hat. In dem 1. Übungsschritt wurde das Thema nur begrenzt in unserem Körper, unseren Gefühlen, unserem Geist und das Dharma, das nur in unserem Geist existiert, erfasst. Die „Weisheit“ in diesem Abschnitt ist nur eine begrenzte Weisheit, da wir die Außenwelt hier ignorieren, als ob wir vor ihr flüchten würden. Daher ist sie nicht die vollständige Weisheit. Mit dem zweiten Übungsschritt kehren wir in die Realität zurück: Das große Universum da draußen ist dasselbe wie das kleine Universum in unserem Körper und Geist, mit denselben Regeln: Was entsteht, muss zerstört werden. Das ist die Natur aller Dharmas, Unbeständigkeit, Leerheit und Illusion. Obwohl im Satipatthana Sutra die Worte: "unbeständig, leer oder illusorisch" nicht erwähnt werden, sondern nur von "Kontemplation über die Natur von Entstehen und Vergehen" gesprochen wird, ist der Inhalt nicht anders und sein Ergebnis ist:
„er verweilt unabhängig, an nichts in der Welt haftend“.
Der dritte Übungsschritt ist nur das erreichte Ergebnis: "So verweilt er im Gewahrsein“.
An nichts in der Welt haftend, da alles vergänglich ist. Entstehen und vergehen passieren in jeder Sekunde der Zeit. Wenn wir diesen Lebensprozess klar erkennen, werden wir nicht mehr auf der Suche sein, wir werden nichts mehr in der Welt festhalten wollen, unser Geist hält inne, ist in Frieden, nimmt die Welt klar wahr, wie sie ist, wir machen keine Bewertung, kein Urteil, wir sind nicht mehr traurig oder glücklich über die Ereignisse. Der Geist ist unerschütterlich vor dem Wind des Lebens, obwohl der Wind des Lebens immer noch weht. Dies ist der Prozess der Verwirklichung des Nirvana, den der Buddha von Anfang an gelehrt hat:
„Ihr Mönche, dies ist der direkte Weg zur Läuterung der Wesen, zur Überwindung von Kummer und Wehklage, zum Beenden von Dukkha und Betrübtheit, zur Erlangung der richtigen Methode, zur Verwirklichung von Nirvana. Nämlich die vier edlen Wahrheiten“.
Ich verwende hier das Wort "Prozess", weil das ganze Satipatthana Sutra ein "Nirvana-Verwirklichungsprozess" ist. Es ist viel zu voreilig, wenn man nur den Übungsschritt 1 gut praktiziert und daran glaubt, dass man das Nirwana erreicht hätte.
Denn "was gerade ist" ist nur relativ. Wenn wir sagen, was gerade ist, ist die Realität, ist das ja noch akzeptabel, da diese Realität nur relativ ist, sie existiert nur unter bestimmten Bedingungen. Es müssen z. B. die menschlichen Sinne vorhanden sein, es muss ein Objekt vorhanden sein, es muss Licht vorhanden sein usw., damit wir "was gerade ist" wahrnehmen können. Wir können auch sagen, "was gerade" ist "was hier und jetzt ist". Wenn das so ist, ist das, „was gerade ist“ immer noch in Raum und Zeit begrenzt.
Daher ist das „Was gerade ist" also nur ein bedingtes Dharma, was sich an die "absolute Wahrheit" (tathatā) annähert. Tathatā ist unabhängig von bedingtem Entstehen. Tathatā ist gleich Nirvana.
Der erste Schritt besteht darin, aufmerksam auf den chaotischen Geist zu achten, der sich immer nach Außen richtet. Wir achten jetzt einfach auf den Körper, auf die Gefühle, auf den Geist und auf das Dharma in uns selber. Das bedeutet, dass man sich vorübergehend ein "eigenes" Objekt leiht, um den Geist in den Griff zu bekommen. Womit wollen wir den Geist in den Griff bekommen? Mit einem reinen, ruhigen, objektiven Wissen, was man im Sutra als "Weisheit" bezeichnet.
Reinheit: frei von Gier, Zorn, Unwissenheit, bösen Gedanken. (Gebot)
Bewusstsein: ruhiger Geist, kein herumirrender Geist (Samadhi im weltlichen Leben)
Neutralität: man nimmt das Objekt wahr, so wie es ist (kognitive Erkenntnis, Weisheit)
In dem Schritt benutzen wir zeitweise noch ein vorübergehendes Objekt, um unseren herumirrenden Geist zu zügeln. Aber wenn wir es immer weiter so üben, dann haften wir an dem Objekt.
Der zweite Schritt besteht darin, dass wir diese Anhaftung lösen. Wie kann das geschehen?
Wir müssen an das Entstehen und Vergehen des Objekts denken, d.h. an die Essenz des Objekts denken: unbeständig, leer, illusorisch, Entstehen und Vergehen in jedem Moment.
Ergebnis: Gewahrsein, die Weisheit eines Arhats. Es ist der Zustand eines ruhigen Geistes (Nirvana).
Fazit:
„ dies ist der direkte Weg zur Läuterung der Wesen, zur Überwindung von Kummer und Wehklage, zum Beenden von Dukkha und Betrübtheit, zur Erlangung der richtigen Methode, zur Verwirklichung von Nirvana“.
Das Satipatthana Sutra sagt, dass dies der einzige Weg ist, während die Patriarchen sagen, dass es 84.000 Methoden gibt, die zur Verwirklichung von Nirvana führen. Meiner rudimentären Sicht nach gibt es viele Übungsthemen bzw. Übungsobjekte, die zur Auswahl stehen. Obwohl die wie das Satipatthana Sutra viele Unterabschnitte haben, führt jedoch jeder Unterabschnitt zu dem gleichen Ergebnis: die Weisheit.
Also, der Weg führt über ein klares Wissen des wahren Geistes und somit können wir eine umfassendere, tiefere Weisheit und schließlich ein unerschütterliches Samadhi erreichen.
Kurz gefasst:
„Gewahrsein“: der Weg, das Ziel
„Mittel, die zum Gewahrsein führen“: 84.000 Übungsmethoden bzw. Übungsthemen.
Link zum vietnamesischen Artikel: https://tanhkhong.org/a3838/triet-nhu-tieng-hat-giua-troi-bai-39-tu-cong-tue
Sunyata Zentrum, den 03- 08- 2023
TN